Alles Gute!

Die guten Wünsche zum Neuen Jahr sind inzwischen im Alltag aufgegangen, doch zum Geburtstag kommt uns öfters der Wunsch über die Lippen oder zu den Ohren: „Alles Gute!“ Was bedeutet dieser Wunsch? Was bedeutet dieser Wunsch angesichts der Friedlosigkeit auf der Welt, angesichts von Krankheit, Leid und Tod?
Wir können ja nicht davon ausgehen, dass das neue (Lebens-)Jahr 365 Tage Sonnenschein bereithält. „Gut“ ist ja etwas anders als froh oder schön. Gut ist geerdeter und hat mehrere Bedeutungsebenen.
Manche Ereignisse und Erfahrungen können erst aus einer gewissen Entfernung als gut bezeichnet werden. Eine Erfahrung, die im Augenblick des Erlebens vielleicht schwer ist, kann aus der Distanz gesehen doch gut sein, weil sie neue Horizonte erschlossen hat, weil man sich oder andere besser kennengelernt hat, weil man stärker oder reifer geworden ist…
Manche Ereignisse und Erfahrungen wie z.B. eine unheilbare Krankheit oder der Tod eines lieben Menschen sind auch aus der Distanz nicht gut zu nennen. Ist es da angebracht oder eher verletzend „Alles Gute“ zu wünschen im Sinne eines vertröstenden „Alles wird gut!“? Gewöhnlich taugen diese Worte nur deshalb zum Trost, weil ihre Absicht und die Beziehung zu dem Menschen, der sie mir sagt, viel wichtiger sind als die Aussage an sich.
Außerdem drücken beide Worte des Wunsches eine Hoffnung aus, die weit über die menschlichen Möglichkeiten hinausgeht. "Alles Gute" enthält für mich im Kern die christliche Hoffnung, dass Gott auch aus einem sinnlosen Geschehen Sinn entstehen lassen kann. Nicht durch Hokuspokus, sondern dadurch, dass er uns durch das Dunkel hindurch nicht allein lässt, sondern begleitet – und uns in Jesus einen Wegbegleiter zur Seite gestellt hat, der selbst das Dunkel des Todes überwunden hat. Der Wunsch hat für mich einen österlichen Hintergrund.
Wer also in diesem Sinn „Alles Gute“ wünscht, will sagen: „Ich hoffe für dich, dass du einen Grund findest, dich mit deinem Leben zu versöhnen, sodass du immer wieder den Mut findest, an seiner Gestaltung aktiv mitzuwirken.“ Als glaubender Mensch gehe ich noch einen Schritt weiter: „Ich bete für dich, dass Gott dir die Kraft dazu gibt.“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen: „Alles Gute!“